Schweizerisches Unterstützungskomitee
für die Sahraouis
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Tod von König Hassan II. von Marokko
Der Tod eines Vaters und eines Staatchefs bedeutet ein Verlust für die Familie und ist eine Verunsicherung für das Volk, welches sich unweigerlich fragt, ob.../ wie die Zukunft aussehen werde. Hassan II. wurde und wird in den Medien als Garant für die politische Stabilität in Marokko und im Maghreb und als Friedensstifter und Vermittler im Nahen Osten gehandelt.
Wir hingegen kennen Hassan II. seit 24 Jahren als Verursacher des Konfliktes um die Westsahara, die ehemalige spanische Kolonie.Der berühmte "Grüne Marsch" von 1975, der nun in vielen Nachrufen auf Hassan als Fernsehbildern wieder über dieKanäle flimmert,war nichts anderes als die mediengerechte Vertuschung der marokkanischen Invasion: Tausenden von Marokkanern zogen, begleitet von den Medien, einige Kilometerweitin die Westsaharaein - und dahinter besetzte die marokkanische Armee klammheimlich das Land und hältes seither in eisernem Griff.
Seit 1975 lebt ein grosser Teil der Bevölkerung der Westsahara im Exil in Flüchtlingslagern nahe der algerischen Stadt Tindouf, und seit 1975 kämpft die Frente Polisario für das von OUA und UNO zugesicherte Recht auf Selbstbestimmung für das sahraouische Volk und für die Durchführung eines Referendums.
1991 erklärte sich Hassan II. schliesslich bereit zu einem Referendum und unterzeichnete den UNO-Friedensplan. Seitdem gab es von Zeit zu Zeit bereits mehrere von der UNO festgelegte Daten für ein Referendum, die aber immer wieder hinausgeschoben werden mussten: Hassan II. verhinderte er aber bis heute mit Erfolg dessen Durchführung durch die UNO mit allen Tricks.
Der Krieg in der Westsahara kostet Marokko unendlich viel Geld (laut marokkanischen Quellen eine Halbe bis eine Million Dollars pro Tag!), während die Armut und das Elend in Marokko zunehmen. Und die Sahraouis leben seit einem Vierteljahrhundert in der Wüste im Exil, die Kinder und Jugendlichen kennen ihr Land nur vom Hörensagen.
Wir verstehen die Trauer der Angehörigen und des marokkanischen Volkes um Hassan II. Wir wünschen dem sahraouischen und auch dem marokkanischenVolk,dasses nun endlich zu einem Neuanfang in den Beziehungen und zu einem Frieden zwischenden beiden Völkern kommen könne, im Interesse aller Beteiligten.
Bern den 24.07.99
Elisabeth Bäschlin, Präsidentin